Mit dem Beginn der Fastenzeit haben auch Starkbiere ihre Hochsaison. Ich will da nicht hinterher hinken und habe noch einmal etwas stärkere Biere eingepackt. So sind einige Geschmacksbomben mit dabei, die sich ganz besonders gut an einem gemütlichen Abend trinken lassen. Genieße die Biere und denk daran: Hauptsache es schmeckt.
Craft Beer Box für Enthusiasten im Februar
Brooklyn East IPA
Gebraut mit den englischen Hopfen East Kent Golding, Willamette, Northdown und Centennial gibt es dieses Bier bereits seit den 90er Jahren. Während es zuerst nur im Sommer gebraut wurde, so ist es seit 1996 das ganze Jahr über erhältlich. So ist der Geschmack auch eher der eines wunderbaren englischen IPAs als typisch Amerikanisch. Beim Trinken bemerkt man dann die sehr dominante Zitrusnote und den leicht saueren Geschmack, der wahrscheinlich vom East-Kent-Golding Hopfen stammt. Mit seiner starken Bitterkeit ist das Brooklyn East IPA nichts für Weicheier.
Die New Yorker Brooklyn Brewery gibt es bereits seit 1984, als in Deutschland noch niemand vom Craft Bier gesprochen hat. Der Journalist Steve Hindy und der Banker Tom Potter haben sich in dem Jahr zur Aufgabe gemacht in der Stadt, die einst viele Brauereien besaß, qualitativ hochwertiges handwerklich hergestelltes Bier zu beleben. Zehn Jahre später stellten sie dann mit Garrett Oliver einen der weltweit bedeutendsten Braumeister ein. Die Begegnung zwischen ihm und Hans-Peter Drexler, dem Braumeister der bayerischen Brauerei Schneider, war es auch, die diesen wichtigen deutschen Craft-Brauer beeinflusst hat.
Schönramer Grünhopfen Pils
Der Entstehung dieses Biers hat man bei der Landbrauerei Schönram ein extra Video gewidgmet. Das liegt daran, dass für das Grünhopfen Pils kein getrockneter Hopfen genutzt wird, wie das in der Regel der Fall ist, sondern frischer grüner Hopfen direkt nach der Ernte eingebraut wird. So wird bereits das Brauen selbst zum besonderen Erlebnis. Es werden dabei die Hallertauer Aromahopfen Spalter Select und Hersbrucker verwendet. Der Gaumen erfreut sich hier am Geschmack von Waldbeere und Heidelbeere, abgerundet von Kirschwasser und Pfefferminze. Dabei kommt das Bier typisch für ein Pils recht trocken daher.
Der amerikanische Brauer Eric Toft studierte an der TU München in Weihenstephan Brauwesen, eher er sich vor 14 Jahren entschloss in Bayern zu bleiben und Braumeister bei der Landbrauerei Schönram zu werden. Die kleine Brauerei wurde bereits mehrfach für ihr weltbestes Pils deutscher Art ausgezeichnet und ist auch im Craft Bier Bereich unglaublich stark aufgestellt mit einem Bayerisch Pale Ale, einem Imperial Stout, dem hier genannten Grünhopfen Pils und natürlich einem IPA.
Propeller Aufwind IPA
Zuerst als Double IPA kategorisiert, jetzt doch als IPA, gehört das Aufwind aus der Nordrhein-Westfälischen Brauerei zu den etwas stärkeren IPAs aus Deutschland. Wunderschön goldene Farbe, Zitrusfrüchte in der Nase und starke Süße und Bitterkeit im Abgang, so schmeckt das Bier das frischen Wind in die deutsche Bierlandschaft bringen soll. Dieses Bier wurde von Hans-Christian Bosch, Besitzer der gleichnamigen Brauerei, in der auch Propeller hergestellt und abgefüllt wird, und dem österreichischen Biersepp, Sepp Wejwar, Journalist und Biersommelier, gemeinsam entwickelt.
Propeller ist der Craft Bier Ausläufer der Bosch Brauerei aus dem nordrhein-westfälischem Bad Laasphe. Mit erst einmal zwei Bieren, dem Aufwind IPA und dem Nachtflug Imperial Stout, waagt man sich langsam an neue Biersorten. Es ist auch klar, dass in so einer etablierten Brauerei auf modernen Anlagen produziert wird. Das heißt die Qualität des Biers schwankt nur sehr gering, es ist aber weniger Handwerksarbeit dabei als bei kleinen Microbrauern.
Schoppe Letzte Ölung
Die letzte Ölung von Schoppe ist ein Belgian Double aus Berlin. Der typisch beligsche Bierstil ist neu interpretiert nach Berliner Art und erst ganz frisch erschienen. Das Double entstand erstmals im Trappistenkloster Westmalle als stärkere und dunklere Version des Blonde. Darüber hinaus gibt es auch noch ein helles Triple (beispielsweise im letzten Monat) und ein dunkles Quadruple.
Thorsten Schoppe wollte sein eigenes Bier brauen und nicht einfach neben großen Stahlkesseln stehen, bei denen keiner weiß was drin ist. Daher blieb ihm nur eine Lösung: Sebst eine Brauerei gründen, den Schoppe Bräu. Damit ist er mittlerweile in der Craft Bier Szene sehr angesehen. Auch sein Motto Kollaboration statt Kanibalisierung trägt wohl dazu bei, dass viele andere Craft Brauer gerne mit ihm zusammenarbeiten.
Schneider Aventinus Eisbock
Nach einer Legende ist früher den Brauern das Bier im Winter eingefroren. Als sie probierten, was noch flüssig war, hat es ihnen der Geschmack schnell angetan. Nachdem Wasser schneller gefriert als Alkohol, bleibt beim Frieren von Bier ein besonders starker Anteil noch lange flüssig. Die Brauerei Schneider hat sogar eine große Anlage in der aufwändig aus dem Aventinus Weizenbock dieser Eisbock gewonnen wird. Die würzigen Pflaumen-, Bananen- und Nelkennoten in diesem Bier schmecken besonders gut als Digestif. Das Bier lässt sich auch gut im Keller einlagern, mehr als 10 Jahre sollte man sich aber nicht Zeit lassen.
Durch das „Reinheitsgebot“ von 1516 war es in ganz Bayern nicht mehr erlaubt Biere mit dem für das Backen wichtigen Weizen zu brauen, es sei denn man hatte das kurfürstliche Recht dazu. Dieses Recht wurde erst 1872 zum ersten Mal an einen Bürgerlichen, Georg Schneider I., erteilt. Seitdem steht die Familie Schneider für gutes Weißbier aus Bayern. Schnell kam auch ein Weizenbock dazu, später eine Festweiße und seit 2008 auch zuerst in Kooperation mit der New Yorker Brookly Brewery die Hopfenweiße, ein kaltgestopftes und damit besonders hopfenbetontes Weißbier.
Einstök Icelandic Toasted Porter
Toasted heißt so viel wie geröstet. Und das sind bei diesem Bier nicht nur die Malze, sondern auch Kaffeebohnen, die zu einem kleinen Teil zugegeben werden. Es ist ein dunkelbraunes Bier mit leicht bräunlichem Schaum. Im Geruch bemerkt man dann bereits die Kaffeenote zusammen mit dem Duft von Schokolade und Vanille. Das volle Rostaroma zeigt sich erst im Abgang, wenn man die Breite von Kaffee über Leder bis hin zum Malz schmeckt.
Die Einstök Brauerei aus Island ist keine 100km südlich des Polarkreises. Das Regen- und Schmelzwasser fließt auf natürliche Art und Weise den Hlíðarfjall Berg hinunter und durch die historischen Lavafelder. So entsteht eins der reinsten Wasser der Erde und eine sehr gute Basis für gutes Bier. Der Instagram Account der Brauerei spricht bereits Bände darüber, mit welcher Haltung hier gebraut wird.
Craft Bier Box für Einsteiger im Februar
Brewbaker Bellevue Pils
Dass ein Pils nicht unbedingt so schmecken muss, wie die meisten Fernsehbiere das vermuten lassen, das haben wir letzten Monat mit dem Hohentanner Grühopfen Pils gemerkt. Eins der ersten Craft-Pils in Deutschland kommt aus der Berliner Brewbaker Brauerei. Deren erste Braustätte war in den S-Bahnbögen an der Haltestelle Bellevue, daher der Name des untergärigen Bieres. Grasig im Geruch, Zitrusfrucht im Geschmack, so ist das Bellevue Pils kurz auf den Punkt gebracht. Wichtig ist hier, dass das Bier schnell getrunken werden muss: Da bewusst auf Mittel und Wege Bier haltbarer zu machen verzichtet wurde, sollte es innerhalb von 3 Wochen getrunken werden.
Michael Schwab, Braumeister und Gründer von Brewbaker, gehört zu den Pionieren des Craft Biers in Berlin. Laut eigenen Angaben ist die Brauerei die meistbewegte, größte, älteste, noch bestehende Familienbrauerei in Moabit in 1. Generation. Dieser Tradition folgend reflektiert der Geschmack der Biere wie die Berliner: Großmäulig, direkt und trotzdem sympathisch. Schwab hat Brauwesen an der TU Berlin studiert und wollte schon damals gerne sein eigenes Bier brauen. So ist es besonders erfreulich, dass er in der Berliner Craft-Bier-Szene so eine wichtige Rolle spielt.
Aecht Schlenkerla Eiche
Zur Herstellung von Malz wird Getreide erst zum Keimen gebracht und dann getrocknet. Diesen Vorgang nennt man "dorren" und er fand traditionell mit Buche statt, während die witterungsbeständige Eiche eher zum Bau von Häusern diente. Beim Schlenkerla Eiche kommt jedoch Malz zum Einsatz, das mit Eiche geräuchert wurde. Das merkt man sehr deutlich am Geschmack, der viel feiner, runder und nicht gar so gewöhnungsbedürftig ist. Dieses Bier wird nur zur Winterzeit zu Bockbier gebraut. Es hält sich lange und eignet sich besonders gut an kalten Abenden.
Schlenkerla ist eine Bamberger Traditionsbrauerei. Während es vor wenigen hundert Jahren viele Brauereien in Bamberg gab, die Rauchbier herstellten, so gibt es heute nur noch sehr wenige die überlebt haben. Seinen Namen hat Schlenkerla übrigens aufgrund eines Gehfehlers des ehemaligen Besitzers und Brauers: Der ist unter den Pferdewagen gekommen und hat fortan immer beim gehen mit den Armen wild geschlenkert. In dieser Dokumentation des Bayerischen Rundfunks von 1963 wird bereits die Tradition beleuchtet, die hinter diesem Bier steht. Zur 500-Jahr-Feier des Reinheitsgebots betrachtet auch der FAZ Bier-Blog die Schlenkerla Brauerei.
Camba Ei Pi Ai
Als die Truchtlachinger mit Camba Bavaria eine Craft Brauerei in ihrem Ort bekamen, hatten die Meisten noch nie vom IPA gehört. Um bei der Aussprache zu helfen wurde dieses Bier gebraut. So zumindest stelle ich mir die Entstehungsgeschichte des Camba Ei Pi Ai vor. Das Rezept dieses Bieres stammt übrigens vom Schönramer Brauer Eric Toft (so hat der Brauer es heimlich geschafft gleich zwei Biere in diesem Paket gestaltet zu haben). Mit 8% Alkoholgehalt und 62 Bittereinheiten würden auch amerikanische Craft Bier Kenner das Bier als IPA durchgehen lassen. Mit den Hopfensorten Amarillo, Centennial, Cascade, Chinook und Citra ist alles dabei, was modern aus den USA kommt. Bei diesen Hopfen kann das Bier nur gelingen!
Seit 2008 wird im bayerischen Truchtlaching Bier gebraut. Ursprünglich nur um die Brauanlage für den Hersteller als Vorzeiteprojekt zu betreiben, doch die Biere fanden guten Anklang in der Bevölkerung. So hat Camba einige traditionelle Biersorten und auch ein sehr großes Sortiment an Craft Bier. Dabei bedeutet der Name „Camba“ im Keltischen Braupfanne. Es könnte kaum besser passen für eine Brauerei, die in einer ehemaligen keltischen Siedlung ihren Sitz hat.
Schönramer Imperial Stout
Alkohol macht haltbar. Das war einer der Hauptmotivatoren um einige der stärksten Biersorten zu brauen. So auch im Fall das Imperial Stout, das im 18. Jahrhundert in England gebraut wurde und zur russischen Zarin Katharina der Großen nach St. Petersburg kommen sollte. Das Schönramer Imperial Stout folgt dieser Tradition mit seinen 10% Alkohol. Es hält sich ausgesprochen gut und entwickelt nach 5-10 Jahren einen Charakter, der an Port oder Sherry erinnert. Zu Recht wird es oft das beste deutsche Imperial Stout genannt. Die Röstmalzaromen erzielen den typischen Geschmack von dunkler Schokolade und Kaffee gepaart mit dem Geruch nach Beeren.
Die Landbrauerei Schönram hat seit über 14 Jahren einen amerikanischen Brauer. Eric Toft kam nach Weihenstephan um das Brauhandwerk an der TU zu erlernen. Nach seinem Abschluss blieb er zum Glück Bayern erhalten. Traditionell braut er natürlich ein Münchner Hell. Doch überregional hat besonders das Pils Bekanntheit erlangt: Es wurde 2014 mit dem World Beer Cup als Weltmeister der Kategorie German Style Pils gekrönt. Im Bereich Craft Bier hat Schönramer mittlerweile vier Produkte: Das Imperial Stout, ein Bavarian Pale Ale, ein Grünhopfen Pils und ein IPA.
Ratsherrn Pale Ale
Das Pale Ale ist mit seinem beerigen Geschmack der an Honig erinnert ein optimaler fruchtiger Aperetif. Die Brauerei selbst schlägt für alle, die es nicht gerne einfach pur trinken möchten, die Kombination mit Campari oder Sekt vor. Die amerikanischen Chinook, Amarillo und Cascade Hopfen gehören momentan zu Recht zu den Beliebtesten Hopfensorten, denn sie verleihen dem Bier die spritzige Blumigkeit.
Seit 2012 wird in Hamburg bei der Ratsherrn Brauerei Craft Bier gebraut. Dabei wurde eine Marke wiederbelebt, die schon vor über 6 Jahrzehnten für gutes Bier aus den Schanzenhöfen stand. Dabei war es früher eher das Pils, das die alten Herren getrunken haben. Außer dem Namen haben die heutigen Biere mit der früheren Firma auch nichts mehr gemein. Mittlerweile gehört Ratsherrn neben Kehrwieder und von Freude wohl zu den Bekanntesten Craft Bier Brauereien aus der Hansestadt.
Riedenburger Dolden Sud IPA
Der Dolden Sud leuchtet goldig orange aus dem Bierglas, gekrönt von feinporigem und stabilem Schaum. Ganze zehn verschiedene Hopfensorten wurden für diese bayerische Interpretation des IPAs verwendet. So entsteht ein komplexes Aroma und ein Duft nach Mango, Orange, Pfirsich und Mandarine. Wie dieses Bier entstanden ist, kann man wunderbar auf der Rückseite der Flasche nachlesen, daher möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel vorweg nehmen.
Die Riedenburger Brauerei ist besonders als Öko-Brauerei bekannt, denn ihre Biere verwenden nur Zutaten aus ökologischem Anbau. Dabei steht Braumeister Michael Krieger mit seinen Söhnen und seiner Tochter eine Vorreiterrolle im Ökobier zu: Die Riedenburger haben sich ihre eigenen Standards gesetzt, was ins Bier darf und was nicht. So wird beispielsweise auf chemische Filterung vollkommen verzichtet und die Biere werden trüb und ungefiltert abgefüllt. So bleiben mehr Nährstoffe im Bier erhalten.